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Call and Response: Auflösung von Hierarchien durch Sound-Improvisationen —
In dem Projekt Call and Response trafen drei Musiker*innen der Kammerphilharmonie Bremen auf drei Schüler*innen der Gesamtschule Bremen Ost, um mit Hilfe von elektronischer Manipulation ein Gespräch aus Melodien und Geräuschen zu entwickeln, das sich in eine komplexe Klangstruktur entwickelte.
Das Projekt löste die klassische Hierarchie der Vermittlung von professionellen Musiker*innen und den Lernenden auf, indem die aufeinander treffenden Personen in ein Abhängigkeitsverhältnis versetzt wurden und die Musiker*innen im Bereich der Improvisation ihre Komfortzone verlassen mussten. Es wurde versucht, eine wertneutrale Improvisationplattform zu erstellen, wo Musiker*innen und Schüler*innen sich in kürzester Zeit auf ein Ergebnis einigen mussten. Dies geschah in einem Prozess gegenseitiger Beeinflussung. Das musikalische Material der Instrumentalist*innen konnte durch Live-Processing der Schüler*innen bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Die Instrumentalist*innen reagierten wiederum auf diesen Prozess. So entstand ein gegenseitiges Zuhören und Reagieren, was die Basis jedes gemeinsamen Musizierens ist. Notenmaterial wurde nur als Einstieg in die Improvisation verwendet. Abbildungen von schwarz-weiß strukturierter Mondoberfläche haben dazu gedient, Stationen festzuhalten, die als Erinnerung an bestimmte Klänge halfen.
Das Zukunftslabor ist eines der innovativsten musikalischen Vermittlungsformate in Deutschland und basiert auf der Partnerschaft der Kammerphilharmonie Bremen und der Gesamtschule Bremen-Ost. In vielen Formaten findet hier ein Austausch zwischen den Institutionen statt.
Der Club 443 Hz ist das experimentellste Programm des Zukunftslabors. Mit dem Thema „Reise zum Mond“ arbeiteten Musiker*innen, Lehrkräfte und Schüler*innen an einem Programm für einen gemeinsamen Auftritt. Ein Teil davon war das Projekt Call and Response ein.
Effektgeräte und Soundcomputer für individuelle Sound-Erfahrungen
Damian Ibn Salem bereitete die gemeinsamen Proben mit einfachen Kompositionen für die Instrumentalist*innen vor, die diese als Grundlage für ihre Improvisation nutzen konnten. Die Effektgeräte und Soundcomputer wurden mit farblichen Markierungen und einfachen Anleitungen versehen, sodass sie nach einer kurzen Einleitung für die Schüler*innen nutzbar waren. Die Geräte wurden sorgfältig ausgewählt, um eine große Bandbreite an Veränderungen des Sounds, aber gleichzeitig eine intuitive Kontrolle zu ermöglichen. In vier Proben trafen die Schüler*innen auf die Musiker der Kammerphilharmonie. Die Proben begannen mit einer Einführung in die elektronischen Geräte der Schüler*innen, um ihnen einen Wissensvorsprung gegenüber den Musiker*innen zu geben. In einem weiteren Schritt wurden jeweils ein Instrument der Musiker*innen mit einem Effektgeräte der Schüler*innen verbunden, sodass eine direkte Kommunikation möglich war. Dies geschah in den Proben auch mit Kopfhörern um sich akustisch nicht zu stören. Als nächstes organisierten sich die vier Paare zueinander. Es wurden Abläufe besprochen und es entstand ein Improvisationskonzept.
Spannung durch die Improvisation
Die Hauptprobe und die Generalprobe wurde genutzt, um den Improvisationsrahmen zu erkunden und sich mit dem Gefühl vertraut zu machen live auf die jeweils anderen Personen zu reagieren. Eingeübte Abläufe wurden an die Situation des Raumes, die Verstärkung und den Programmverlauf angepasst. In beiden Konzerten konnten die Beteiligten eine intensive Spannung durch die Improvisation aufbauen und einen atmosphärischen sich entwickelnden Sound kreieren.
Mehr Infos zur Arbeit von Damian Ibn Salem findet ihr hier.