projekte
hausRAT: Nützliches mit Schönem verbinden —
Gefördert durch die Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung 2017
Kooperation und Teilnehmende: Oberstufenzentrum in Berlin OSZ Max Bill.12 Jugendliche mit Fluchterfahrung aus 8 verschiedenen Ländern aus einer Willkommensklasse.
Künstler*innen: Nasser Alibrahim, Natalie Espinosa, Ellen Nonnenmacher.
Projektentwicklung (Entwicklung, Dokumentation, Durchführung): Eva Randelzhofer
Zum Projekttitel hausRAT
Als Hausrat bezeichnet man Gegenstände, die im Haushalt zur Einrichtung gehören wie Möbel, Teppiche, Bilder, ebenso Dinge, die gebraucht werden wie Geschirr und Bekleidung. hausRAT handelt auf zwei schöpferischen Ebenen:
haus = häuslich werden über handwerkliche künstlerische Produktion.
RAT = Empowerment, schafft Vernetzung, einen Überblick über lokale Anknüpfungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven im gestalterischen Bereich.
Biografiearbeit und künstlerisches Arbeiten
Nützliches mit Schönem verbinden. Jede/r Teilnehmer*in der Willkommensklassen stellte mindestens einen persönlichen Gebrauchsgegenstand her, der im Alltag ebenso einen funktionalen Nutzen hat, als auch eine symbolische Wertschöpfung über Kunst ist. Die in Handarbeit selbst angefertigten nutzbaren Unikate sind symbolische Begleiter, emotionale Marker für das Ankommen und wieder häuslich werden in der Biografie und im Alltag der Teilnehmenden. Das Projekt begleitete auf einer symbolischen Ebene den individuellen Prozess des Fußfassens und befähigte Gestaltungsspielräume und Ressourcen vor Ort wahrzunehmen und zu nutzen. Die Jugendlichen entwickelten ihre eigene Ästhetik und gestalteten Designs in ihrer individuellen Bildsprache. Sie fertigten nach ihren eigenen Vorstellungen und Vorlieben handgemachte Lampen, Schüsseln und Kissen an für ihren täglichen Gebrauch. Es wurde gezeichnet, entworfen, gemalt und geschrieben.
Wir führten insgesamt 4 Exkursionen in Berlin durch. Wir besuchten das „Prenzlauer Berg Museum“ in der Dunckerstraße 77, das Schloss Charlottenburg, in in Kreuzberg das „Werkbundarchiv - Museum der Dinge“ und das Projekt “Cucula refugees company for crafts and design” als ein besonderes Highlight.
Each one teach one
Wie sinnstiftend es ist, in diesem Kontext zu arbeiten. Die Teilnehmenden brachten eigene Themen und hohe Motivation mit. Sie waren sehr stolz auf ihre von Hand angefertigten Werke. Einige brachten berufliche Expertisen mit und unterstützten die Gruppe mit ihrem Know How. Wir hatten einen ausgebildeten Schneider und mehrere Tischler dabei. Die Kooperations- und Hilfsbereitschaft unter den Jugendlichen war enorm. Die Exkursionen, der Aspekt der Vernetzung und das Aufzeigen von beruflichen Perspektiven kamen gut an.
Was hat dich bewegt?
Es sind unter anderem Lampen entstanden, die mit persönlichen symbolischen Botschaften versehen wurden. Ein Jugendlicher schrieb in arabischen Buchstaben ein Gedicht an seine Freundin. Er hatte auf seiner Flucht den Kontakt zu ihr verloren.
Und was kommt jetzt?
Im Kontext der Arbeit mit Menschen mit Fluchterfahrung setze ich in kommenden Projektentwicklungen möglichst auf gemischte Gruppen. Im bestcase sollte die eine Hälfte Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung und die andere Hälfte schon längere Zeit in Berlin ansässige sein. Über die Projektarbeit neue Menschen kennenzulernen und den eigenen Freundeskreis zu erweitern, ist ein Beschleuniger für Sprachkompetenzen.
Mehr Informationen:
Hier erfahrt ihr mehr über Eva und ihre Arbeit.
Weitere Texte von Eva Randelzhofer:
„Wessen Projekt ist es eigentlich?“- Die Frage nach der Autorschaft in partizipativen Kunstprojekten
„Die Wochenwand" - Bilder der Betiligung
Foto der Autorin: © Laszlo Randelzhofer